Vier Lieder nach Texten von Christine Hansmann
„Du innig Rot“
Mach dich auf, liebe Freundin.
Kein Krebsgang mehr.
Keine schmerzstumpfen Nächte.
Längst sind dir Flügel gewachsen,
ein Federkleid aus Worten, purpurn,
zinnober-, paradiesapfel-
rot wie deine Augustgewänder,
leuchtend, dem Ungrund
entronnen, ein für alle Mal.
Wohin denn aber, wohin?
Der Herzbahn folgen.
Immer nach Haus.
Ein Eingang, Himmelspfort, licht-
süchtig, schmal, die Stufen eng
hinaufgeleitet dort, wo hart am
Turm dein Name stand, dein Initial,
umrandet von dem meinen,
in feuchte Mauerwände eingeritzt,
als ob wir uns schon liebten seit
die Zeit begann, schon aneinander
hingen, jetzt, den schnellen Aufblick
deines Auges lang.
Von nirgends kehrt ich her und hin
geworfen, auf dieses Eiland, lichterloh,
das mir den Atem raubt, mein Innenohr
stellt sich schon lange taub für Stimmen
der Vernunft, schweigend und scheinbar ohne
Makel bin ich jetzt, bekleidet mit einem
Wimpernkranz, am Ende nimmt die Stille
überhand, die knisternde: ein Lidschlag lang
nur Ruß, nur Glut.
Die Hitzeschwaden zerfließen auf dem
Asphalt. Zu Grund gegangen die niedrige,
die kleine Existenz, der Not gehorchend,
nicht dem eignen Triebe nach, dir nach
du gleißendes Gelichter, des Himmels
reinstes Blau in mein Gesicht gespiegelt,
dass ich die Augen schließ und sehe, was
uns bleibt, von Wolkenstreifen leicht umfangen
im atmenden, im letzten klaren Strahl.